Raurackl, Wolpertinger, Dahu, Elwetritsch, Dilldapp und wie sie alle heissen
Der Mi´raj aus dem indischen Ozean hat es mir letztens angetan wie ich durch meine Märchenbücher blätterte. Laut einer Sage handelt es sich um einen gelben Hasen mit einem schwarzen Horn. Ein Wesen mit räuberischen Charakter. Alle anderen Tiere rannten um ihr Leben wenn sie es sahen.
Nun musste ich wegen eines Schicksalschlages in die Berge hier in Niederösterreich fahren und da begegnet mir ein ähnliches Wesen, welches wohl kaum noch Beachtung findet. Der sogenannte Raurackl.
In Bayern wird er auch Wolpertinger genannt und hat seinen Ursprung im Schwarzwald.
Wie spannend. Angeblich wurden ausgestopfte Hasen mit kleinen Geweihen geschmückt um Touristen anzulocken. Auch Eckzähne und sogar Entenflügel wurden eingesetzt. Nur "dumme" Leute glaubten den Schmäh, so veräppelte man die Touristen.
Dieses Mischwesen findet sich auch in Amerika als Jackalope, da hiess es, dass die Tiere durch eine Viruserkrankung hornartige Tumore an Ohren und Kopf bildeten. Dies sind zumindest die rationalen Erklärungen von Menschen, die der Traumzeit den Rücken kehren.
Irgendwas muss dennoch an dieser Darstellung dran sein, vor allem weil sich der Rasselbock auf verschiedenen Kontinenten zeigt.
Der Dillpapp aus dem hessischen Raum verrät nach einer Wortherleitung vom Delbentritsch bis zum Elwentritsch interessanterweise, dass er mit Elben, also Elfen verwandt ist. Gleichzeitig ist es aber die Bedeutung für jemanden, der nicht so hell ist, ein Depp eben.
Als bayrischer Wolpetinger ist er das erste mal um 1550 schriftlich erfasst worden.
In der französischen Schweiz ist es dem Dahu ähnlich. Und das sind nur ein paar Beispiele für unsere Region.
Der Mythos um den Raurackl besagt, dass er sehr tief im Wald zurückgezogen lebt und man ihm nicht einfach begegnen kann.
Diese Wesen leben in Dornbüschen in kleinen Kuhlen die Sassen genannt werden. Sie haben eine sehr zähe Haut und können sich nicht an den Dornen verletzen.
Fressen tun sie alles, sie sind nachtaktiv. Sie haben übergroße Augen die Lichter genannt werden, damit können sie in der Dunkelheit sehen und vor allem in alle Richtungen schauen.
Die Rasselgeiß legt 1-2 Eier in ihre Sasse und die kleinen im Eidotter schwimmenden Rasslinge ritzen von innen die Schale auf mit ihren winzigen Hörnern. Raurackl werden bis zu 15 Jahre alt.
Ein Rasselbock kann laut einer Sage nur von einem gutaussehenden Mädchen gefangen werden, dass sich bei Vollmond in die Obhut eines vertrauenswürdigen, kräftigen Mannes begibt, der einen stillen und moosbedeckten Platz im Wald kennt.
Ein anderer Mythos, oder Scherz, besagt, man sehe ihn nur wenn Ostern oder der 1. April auf einen Vollmond fällt.
Nach einer anderen Sage, gibt es eine hinterhältige Taktik den Rasselbock zu fangen, in dem man in der Nähe des Schlafplatzes - bei Vollmond- eine nicht tropfende Kerze aufstellt. Der Rasselbock fühle sich durch das Licht angelockt, diesen könne man dann mit einem Stock in einen Kartoffelsack treiben.
Dies mutet schon eines jägerlateinischen Lügenmärchens an. Eine Geschichte, an die nur Dummköpfe glauben.
Die Redewendung „willst du mir mit Rasselböcke fangen?“ bedeutet, dass man die Autorität eines weisen Menschen zu untergraben versucht.
Was auch spannend ist, dass er auf Notgeldscheinen als Motiv zu finden ist. (in Blankenhain, Thüringen) klick mal hier:
Wieso nimmt man ihn als Motiv? Wer hat sich das warum ausgedacht? Der Rasselbock auf Notgeld, ein Retter in Krisenzeiten? Oder ein Anzeiger für einen falschen Fünfiziger?
Jedenfalls haben sie je nach Region unterschiedliche Namen. Sie sind über die Kontinente weit verbreitet und nicht nur bei uns heimisch. Aber eines haben sie immer gemein: sie sind sehr schwer zu entdecken, können gefährlich sein oder sind einfach nur ein Scherz eines Jägers.
Ein Schmäh der Jäger oder ein Wesen, welches sich in der Anderswelt als Krafttier rumtreibt?
Ich denke es ist beides. Die Schöpfung eines Elementals funktioniert ähnlich. Immerwiederkehrende Erzählungen verbunden mit den dazugehörigen Empfindungen nähren ein Kraftfeld, welches nicht verloren geht.
In der magischen Praxis vieler Logen ist dies ein gewollter Akt der Schöpfung. Auch Menschen, die immerwiederkehrende Glaubenssätze in sich hegen, nähren ein Kraftfeld, dass eine gewisse Eigenständigkeit entwickelt. Die Folgen sind, dass der Betroffene dazu gezwungen ist, ein bestimmtes Muster immer wieder zu durchleben. In der Anderswelt zeigt sich dieses Kraftfeld als ein Wesen mit dem der schamanisch Praktizierende, der Zaunreiter oder die Zaunreiterin, in die Kommunikation geht um Lösungen zu finden.
Nach meiner Bekanntschaft mit diesem Wesen (und diese ist natürlich subjektiv) erkenne ich den typischen Trickster. Ein weises Wesen, welches Rat vermittelt wenn man in seiner Gunst steht. Es mag nicht jeden und es kann sich unsichtbar machen, obwohl es offensichtlich anwesend ist. Es kann aber auch auf Irrwege führen und bösartig werden. Dies sind Eigenschaften die ich von den Elfen kenne. Aber diese Trickster-Eigenschaften, die mir durch Lokis Bekanntschaft vertraut sind, erkenne ich auch hier.
Was bringt die Verbindung mit diesem Wesen? Nach meiner Bekanntschaft kann der Rasselbock in der schamanistischen Arbeit andere Wesen in die Irre führen und ablenken, er kann verborgene Wege aufzeigen oder einen scherzhaft auf etwas aufmerksam machen, einen blinden Fleck hervorholen, etwas was im Dunkeln verborgen liegt. Er geht immer mit einer gewissen Leichtigkeit an die Dinge und kann einen Praktizierenden sicherlich zum Lachen bringen.
Ein interessantes Wesen mit vielseitigen Eigenschaften.
Hast Du Dich schon mal mit dem Rasselbock auseinandergesetzt? Wo hast du ihn gesehen und welche Geschichten kennst du über ihn? Schreibe es gerne in die Kommentare.
Chandradeva Schneider (Freitag, 28 Mai 2021 18:27)
Mein Opa hat immer gesagt die Wolpertinger beschützen Kinder, die sich im Wald verlaufen vorm Nachtkrab (Sagengestalt dort, die Kinder entführt), dafür nutzt er seine Hörner. Und er zeigt sich nur den Erwachsenen, die reinen Herzens sind.
Mit hartherzigen, habgierigen Menschen treibt er Schabernack und klaut nachts ihre Vorräte. Mein Opa kam ursprünglich aus Hohenlohe, habe aber keine Belege in Form von Sagen über seine Geschichten gefunden.
Mich erinnert das ein bisschen an manche Elfensagen.